Eine mobile Heizung kann thermisch desinfizieren und Legionellen töten.
In warmen und stehendem Wasser entwickeln sich Bakterien prächtig. Das gilt vor allem für Legionellen. Sie müssen die ungesunde bis gefährliche Vermehrung in Ihren Wasserleitungen und Wasserspeichern zu begrenzen. Legionellen sterben mit einer Temperatur ab etwa sechzig Grad Celsius ab. Eine mobile Heizung kann mittels thermischer Desinfektion diese Schutzfunktion in Intervallen übernehmen.
Die Themen im Überblick
Was sind Legionellen und wo kommen sie vor?
Die stabförmigen Legionellen sind sechs Mikrometer (um) lang. Das entspricht 0,006 Millimetern. Sie kommen in geringen und gesundheitlich unbedenklichen Mengen in allen Arten von Wasser vor. Erst die Vermehrung durch ungünstige Umstände führt zu bedrohlichen Konzentrationen. Dreiviertel bis neunzig Prozent gehören der Art Legionella Pneumophila an. Diese Spezies dringt beim Einatmen von Aerosolen im Wasserdampf in die menschliche Lunge ein.
Lungenentzündung als mögliche Folge
Dort kann sie eine Lungenentzündung auslösen, die als Legionärskrankheit bekannt ist. Die andere von diesen Bakterien im Wasser ausgelöst Krankheit ist das Pontiac-Fieber. Die Symptome bei beiden ähneln sich und erinnern an Grippeverläufe. Bei der Legionärskrankheit können Durchfall und Verwirrtheitszustände dazukommen.
Vermehrung zwischen 20 und 55 Grad Celsius
Besonders stark vermehren sich die Legionellen im Temperaturbereich zwischen 30 und 45 Grad Celsius. Unter 20 Grad und ab 55 Grad setzt die Vermehrung aus. Ab 60 Grad beginnen die Keime abzusterben. Die meisten Heizungsanlagen und Warmwassersysteme haben eine dauernde Betriebstemperatur unter 60 Grad. Hier können Sie eine mobile Heizung einsetzen, um regelmäßige Erwärmungen durchzuführen.
Ein weiterer wachstumsfördernder Faktor ist stehendes Wasser, dass sich nicht bewegt. Sie müssen auch darauf achten, dass alle wasserführenden Bauteile häufiger durchgespült werden. Auch diesen Vorgang können Sie beim Aufheizen durch eine mobile Heizung mit erledigen.
Maßnahmen gegen Legionellenbefall
Alle wasserführenden Bauteile und Einrichtungen, die direkt mit Wasser in Berührung kommen, müssen durch technische Maßnahmen möglichst frei von Legionellen gehalten werden. Das betrifft Ihre Boiler, Wasserleitungen, Speicher und Tanks. Auch Ihre Kaltwasserleitungen und gegebenenfalls die Wasserkreisläufe von Luftbefeuchtern und Klimaanlagen müssen berücksichtigt werden.
Unterschiedliche Verfahren
Die allgemeine und öffentliche Wasserwirtschaft setzt unterschiedliche Verfahren ein. Filtersysteme mit Porendurchmessern zwischen 0,01 bis 0,05 reduzieren das Keimaufkommen. UV-Bestrahlung wird als sogenanntes Aachener Konzept bezeichnet. Möglich sind auch biochemische und chemische Desinfektionsmethoden. Dabei muss dass gesamte Zirkulationssystem allerdings anschließend mit Frischwasser komplett gespült werden.
Im Notfall elektrolytischer Chlorierung
Dieses Vorgehen ist für Wassertanks und Speicher unpraktikabel. Für akute Notfälle und verseuchtem Wasser wird ein Verfahren mit elektrolytischer Chlorierung angewendet. Mit thermischen Verfahren, bei der beispielsweise eine mobile Heizung eingesetzt wird, wird in regelmäßigen Zeitabständen die Temperatur systemweit für kurze Zeit erhöht. Gleichzeitig wird das Wasser bewegt. Wenn Sie eine moderne Heizungsanlage besitzen, ist eine mehrmals täglich automatisch aufheizende Funktion meist integriert. Allerdings gibt es häufig einzelne Geräte, die nicht oder nur unzureichend “geklärt” werden können. In diesem Fall kann die erforderliche Erhitzung mit einem externen Gerät realisiert werden.
Thermische Methode mit mobiler Heizung
Der deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) liefert die gesetzeskonforme Umsetzung der Kriterien bei Legionellenbefall. In Ein- und Zweifamilienhäuser werden die Kleinanlagen als Durchfluss- und Speicher-Trinkwassererwärmer definiert. Eigentümer müssen entsprechend der Trinkwasservorschrift alle drei Jahre einen Labortest durchführen lassen. Vor Inbetriebnahme einer neuen oder sanierten Anlage wird obligatorisch thermisch desinfiziert.
DVGW legt Ablauf fest
Im Arbeitsblatt W 551 ist der Ablauf festgelegt. Die Temperatur muss im gesamten wasserführenden System auf mindestens 71 Grad erhöht werden. Als Dauer werden mindesten drei Minuten vorgegeben. Wichtig ist das Erreichen tatsächlich jeden Wassertropfens. Das gilt für Erhitzungsgeräte wie Boiler und Durchlauferhitzer, Speicher, Ventile, Wasserhähne und Wasserleitungen aller Art.
Die üblichen Kosten für eine Legionellenprüfung
Die Überprüfung einer Kleinanlage eines Ein- oder Zweifamilienhauses kostet zwischen 150 und 250 Euro. Je nach Befund fallen bei bis zu hundert Legionellen pro hundert Milliliter Wasser keine weiteren Maßnahmen und Kosten an. Wird eine mittelschwere Kontamination bis zu tausend Legionellen pro hundert Milliliter diagnostiziert, muss innerhalb von vier Wochen eine Folgeuntersuchung durchgeführt werden.
Thermische Desinfektion als erste Maßnahme
Ab tausend bis 10.000 Legionellen muss umgehend eine Gefährdungsanalyse erfolgen und eine thermische Desinfektion ausgeführt werden. Behördlich anerkannte Laboruntersuchungen auf Bakterien werden für achtzig bis 120 Euro angeboten. Eine thermische Desinfektion mit mobiler Heizzentrale wird nicht vor genauer Lageeinschätzung realisiert. Zuerst muss geprüft werden, ob die wasserführende Anlage das Verfahren “verträgt”. Je nach Ergebnis entstehen weitere Kosten. Akute Nutzungseinschränkungen wie Duschverbot können ausgesprochen werden. Bei Nichteinhalten der Anzeige- und Meldepflicht werden Bußgelder bis zu 25.000 Euro fällig.
Individuell justierte Legionellen Maßnahmen empfohlen
Insbesondere die sogenannte automatische Legionellenschaltung wird von manchen Bakteriologen infrage gestellt. Vor allem die ausbleibende Nachkontrolle sorgt für Unverständnis. Auch die Temperatur von 71 Grad erzeugt Skepsis. Laboruntersuchungen zufolge wurden Legionellen angetroffen, die bis auf achtzig Grad resistent reagierten. Die Wissenschaftler fordern, dass jede thermische Desinfektion individuell in Temperatur und Zeit austariert wird.
Kalk als Herausforderung bei thermischer Desinfektion
Im neuen Arbeitsblatt 556 werden diese Bedenken teilweise thematisiert. Ein Problem bilden die hohen Kalkausfällungen, die mit sich mit der ansteigenden Temperatur ebenfalls steigern. Dazu kommen Bauteile wie Dichtungsmaterialien, die achtzig Grad oder mehr nicht standhalten. Generell ist sicher, dass eine thermische Desinfektion ohne anschließend erneute Laboruntersuchung sinnlos ist. Eine mobile Heizung sollte in der Lage sein, je nach Bedarf die Temperatur zu steigern.
Vorbeugender Umgang mit Trinkwasser im Haushalt
Natürlich kann die mobile Heizung Legionellen abtöten und kontaminiertes Trinkwasser säubern. Damit die Kontamination nicht eintritt, können neben der fachgerechten Erhitzung des Systems und der Geräte vorbeugende Verhaltensweisen helfen. Wichtig ist, dass Sie an allen Verbrauchsstellen regelmäßig Wasser abzapfen. Dadurch entsteht Bewegung und Nachfluss von Frischwasser. Das senkt den Legionellenspiegel beziehungsweise hält ihn niedrig. Denken Sie besonders an nur seltener genutzte Zapfstellen wie beispielsweise auf dem Dachboden, außen am Haus, im Garten, im Keller, im Schuppen oder in der Werkstatt.
Nachprüfung extrem wichtig
Wenn Sie eine mobile Heizung oder in einem großen Objekt sogar einen mobilen Heizcontainer mieten, stellen Sie sicher, dass eine Gegenprüfung des Ergebnisses der thermischen Desinfektion stattfindet. Achten Sie bei Legionellenschaltungen darauf, dass während und kurz nach jeder Erhitzungsphase akute Verbrühungsgefahr an den Wasserhähnen und Zapfstellen besteht. Bezüglich des Problems durch übermäßiges Verkalken der Leitungen handeln Sie nach dem Grundsatz “so viel wie nötig und so wenig wie möglich”. Es gibt Methoden, bei beispielsweise sehr hartem Wasser, die Ausfällungen zu mindern. “Weichmacher” ändern den pH-Wert und können vor der thermischen Desinfektion in den Wasserkreislauf eingebracht werden.
Legionellen-Erkrankungen 2021 – Auffälliger Anstieg durch Corona-Lockdown erklärbar?
Im Sommer 2021, genauer im Zeitraum von Juni bis Mitte August ist deutschlandweit ein signifikanter Anstieg von Legionellose-Erkrankungen im Vergleich zu den Vorjahren zu verzeichnen. Vor allem in Baden-Württemberg kam es im Meldezeitraum von Mitte Juni bis zum 10. August zu 97 gemeldeten Fällen, sieben Patienten starben bislang. Das ist der höchste verzeichnete Wert im vergleichbaren Zeitraum von 2001 bis 2020 und stellt Sachverständige und Behörden vor Rätsel.
Stillgelegte Anlagen durch Corona-Lockdown als Risikofaktor
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte bereits im letzten Jahr gewarnt, dass die wochenlangen Schließungen und Stilllegungen von diversen Institutionen wie Schwimmbädern, Hotels und Sportanlagen mit einem erhöhten Legionellen-Risiko verbunden sein könnten. Man stellte damals fest, dass eine ordnungsgemäße Wartung dieser Anlagen unbedingt notwendig sei, um dieses Risiko zu minimieren. Auch der deutsche Verein der qualifizierten Sachverständigen für Trinkwasserhygiene (DVQST e.V.) hatte vor einem erhöhten Risiko gewarnt und in der Veröffentlichung VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.1 im Dezember 2020 eine Ergänzung veröffentlicht, die die hygienegerechte Wiederinbetriebnahme temporär stillgelegter Anlagen beschreibt.
Legionellen Gefahr vermeiden – Das gilt es zu beachten
Grundsätzlich gilt die Empfehlung, eine Stagnation der Leitungsanlage über längere Zeiträume zu vermeiden, da die Bakterien in stehendem Wasser bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad ideale Wachstumsbedingungen vorfinden.
Nach längerer Stagnation, zum Beispiel nach der Rückkehr aus dem Urlaub, sollte man das Leitungswasser auf über 60 Grad erhitzen und grundsätzlich heißes Wasser über einen längeren Zeitraum laufen lassen.
Rückspülung des Filters am Hauswassereingang
Kontrolle von Spülstationen und Trinkwasserspeichern, sowie Trinkwassererwärmern
Regelmäßige Reinigung von Filtern und Feinsieben, zum Beispiel auch in Kaffeemaschinen und Trinkwasserspendern, sofern leitungsgebunden. Im Zweifel lohnt sich auch der Austausch entsprechender Teile, wenn die Reinigung zu aufwendig sein sollte.
Beachtet man diese Hinweise, ist das Risiko einer Legionellen-Infektion trotz höherer Fallzahlen relativ gering. Die Trinkwasserverordnung ist entsprechend differenziert reguliert und für Großanlagen gelten jährliche Untersuchungspflichten. In diese Kategorie fallen unter anderem Krankenhäuser, Heime, Schwimmbäder und Sporthallen, allerdings auch Hotels. Für Mehrfamilienhäuser gilt eine Prüfungspflicht, vornehmlich sofern diese über eine zentrale Warmwasseraufbereitungsanlage verfügen. Diese ist alle drei Jahre vorzunehmen.